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Khmer

Zu Beginn meines Freiwilligendienstes hatte ich vier Wochen lang von 9.00 bis 11.30 Uhr Sprachunterricht. Unsere Schule lag nicht weit weg und sogar in der selben Straße wie unsere Wohnung, sodass man sagen muss, dass wir es auch durchaus jeden Tag pünktlich hätten dorthin schaffen können...hätten ;)

Das Besondere an unserer Schule war, dass wir erstens das gesprochene und nicht das geschriebene Khmer lernten und zweitens, dass wir die erlernten Wörter anhörten und dann in unserer Weise aufschreiben sollten. Es gibt Khmer-Wörterbücher mit irgendeiner Art Einheitsschrift für Lateinische Buchstaben, aber damit arbeitet unsere Schule bewusst nicht. Khmer hat eigentlich eine eigene Schrift:

 

.៨.៩ (mein Geburtsdatum, da kann man zumindestens ein bisschen was erraten)

 

Khmer spricht man übrigens "kmai" aus, nicht "khmär".

Die Grammatik scheint nicht extrem anspruchsvoll zu sein. Komplizierter ist die Aussprache. Beim Sprachkurs sind Laute aus uns herausgekommen, die man in der deutschen (oder englischen oder französischen oder spanischen) Sprache nie erzeugt. Das war für uns allerdings so witzig, wie für unsere Lehrer. Mir persönlich haben Momente am besten gefallen, in denen unsere Lehrer zwei Wörter nacheinander wiederholten, die genau gleich klangen, aber etwas komplett unterschiedliches bedeuteten und immer wiederholten, wie unterschiedlich doch die Betonung wäre.

 

Nun noch ein paar Dinge, die interessant sein könnten:

 

  • Es gibt ein Wort für "du", das wir in der Schule nicht gelernt haben, weil echte Kambodschaner sprechen ihr Gegenüber je nach Alter und Geschlecht mit Worten an, die zum Beispiel Onkel, Schwester oder Oma bedeuten. Tuk Tuk Fahrer sind "Bu"(Onkel), unsere Sprachlehrin "Bongsrey"(Schwester)...verwirrend und man muss eben auch aufpassen, dass man Fremde nicht zu alt oder zu jung einschätzt. Der Retter in der Not: "Bong", geht immer. Fast.  Das wird nämlich dann unfreundlich, wenn man jemanden ein bisschen kennt, habe ich gehört.

 

  • "Chumrepsua" wäre ein nettes "Guten Tag"; "soksebei?" sage ich, um mein Gegenüber zu fragen, wie es ihr/ihm geht.

 

  • Frauen und Männer haben in khmer übrigens unterschiedliche Wörter für "ja". Frauen sagen "cha", Männer "baat".

 

  • Gezählt wird wörtlich übersetzt:

eins, zwei, drei, vier, fünf, fünf-eins, fünf-zwei, fünf-drei, fünf-vier, zehn.

Zehn, zehn-eins, (..), zehn-fünf, zehn-fünf-eins, (..), zwanzig.

Zählt man in diesem Schema fröhlich weiter, kommt man irgendwann zu neunzig-fünf-vier(99) und eins-hundert.

Eins-tausend, (.....), eins-zehntausend, (....).  100.000 heißt entweder ein-hunderttausend oder 10-zehntausend. Weitergezählt wird 20-zehntausend, 30-zehntausend, (..)...ja genau, das hab ich auch gedacht :D

 

Eine Millione wird übrigens in etwa "muilié" ausgesprochen, was ein guter Beweis dafür ist, dass wenn man nicht gerade blöckt wie ein Schaf, Khmer eine sehr süße Sprache sein kann.

 

Uns bzw. mir wurde schon oft gesagt, dass ich ja schon so viel khmer könnte. Ich bin mir da nicht so sicher. Es reicht zum Preis aushandeln, Tuk Tuk besorgen oder Essen bestellen. Manchmal verstehe ich einzelne Wörter in Unterhaltungen und kann erraten, über was wohl gesprochen wird. Die Farben konnte ich mir schnell merken und mittlerweile klappt es mit den Zahlen ganz gut. Aber es gibt noch sooo viel zu lernen!!

Wegen den Universal Village Programs wäre ich gerne in der Lage meine Mentorin beim Übersetzen für unsere Besucher zu unterstützen, aber wie gut oder ob mir das überhaupt gelingen wird, weiß ich noch nicht.

Auf jedem Fall habe ich jetzt wieder eine Stunde Sprachunterricht die Woche und hoffe, dass ich bald auch "thoàt" und "toàt" richtig aussprechen kann.

...wäre doof, wenn nicht :D

 

P.S.: Kampuchea bedeutet Kambodscha auf khmer.

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